Ironman Wales.

 

 

Wie ich am 09.September 2018 in Tenby zum Drachenbezwinger wurde

 

Nach meinem Hawaii Rennen 2017 habe ich mir den Ironman Wales ausgesucht. Die Radstrecke mit 2450 Höhenmetern und die Laufstrecke mit 500 Höhenmetern gehören zu den schweren Rennen im Ironman-Zirkus. Nach Hawaii war ja genug Zeit, die entsprechende Motivation mitzubringen, da das Rennen erst Anfang September ist. Und nach meiner Meniskus-Op des linken Knies im Dezember 2017 hatte ich genug Zeit, langsam mit dem Training zu beginnen. Gut, nach Hawaii also nach Wales.  Im September. Vielleicht ist es da schon eher kalt, regnerisch, schlechtes Wetter…. Ich konnte meine Frau trotzdem überreden ;)

Wir sind mit dem Auto nach Tenby gefahren, den Linksverkehr hatte ich nach der Fährüberquerung schnell verinnerlicht.

 

 

 

 

 

Eins vorweg: Tenby ist ein malerisches, tolles Städtchen. Die Leute freundlich. Die Tage vorher konnte man die Ironman Stimmung spüren. Tenby steht Kopf, alle sind ein bißchen aufgeregt und man merkt: die ganze Region Pembrokeshire steht hinter diesem Event!

Beste Vorraussetzungen also.

Das Wetter: bei unserer Ankunft: sonnige 16 Grad.

 

Der Wettkampftag:

Unsere Wohnung lag nur wenige Schritte vom Schwimmstart entfernt, so dass ich länger schlafen konnte, als bei jedem meiner bisherigen Ironman-Rennen. Der Wecker klingelte erst um 4:30 Uhr.  ich bin gleich zu Hause in meinen Neo geschlüpft. Und habe sicherheitshalber zwei Badekappen  angezogen, damit der Kopf nicht zu sehr auskühlt. Das war, wie ich später feststellte, eine super Entscheidung. Die Besonderheit in Tenby ist die Schwimmaufstellung. Wie ein langer Bandwurm reihen sich die Athleten auf und alle laufen gemeinsam durch die Stadt zum Start. 

Vor dem Start gab es die walisische Hymne. Live gesungen. Die Sonne arbeitete sich am Horizont durch die Wolken. Eine sehr malerische und schöne Stimmung. 

 

Um mich herum sagten ein paar Waliser, dass der Drache nun erwachen würde. Der Drache. Die Figur auf der walisischen Flagge ist hier überall gegenwärtig. „We will face the dragon. Now.“ Sie lachten. Okay. Ich war bereit. Auch ich sollte nun also zum Drachenkämpfer werden. :) 

Es war 7 Uhr - und es ging endlich los. Schnell spürte ich die Kälte des Atlantiks. Man liest immer von den „mörderischen Horror-Quallen“, aber wie so oft ist da kaum was dran. Ich habe Quallen gesehen, ja. Sogar eine berührt. Aber es hat nichts weh getan. Vielleicht hatte ich aber auch einfach nur Glück. Nach zwei Schwimmrunden und einem kurzen Landgang dazwischen, kam ich mit einer Schwimmzeit von 1:08 aus dem Wasser. Nächste Besonderheit in Tenby: der Lauf zur Wechselzone, denn diese ist 1 km entfernt. Dafür hat man vorher einen extra Beutel erhalten, indem man Turnschuhe deponiert hat. Ich habe meinen Neo direkt am Beutel aus- und die Turnschuhe angezogen. Auf dem Weg zur Wechselzone war es schon pickepacke voll. Zweier bis dreier Reihen säumten den Weg. Einfach fantastisch!

 

 

 

 

 

Nun ging es mit dem Bike auf die 180 km. Der Wettergott meinte es an diesem Tag gut mit uns Drachenkämpfern.  Im Gegensatz zum Tag vorher regnete es nicht, die Straßen waren aber noch nass. Daher musste man in den zahlreichen Kurven aufpassen. Ich hatte sehr schnell meinen Rhythmus bei diesem unrhytmischen Radkurs. Es ist wirklich sehr bergig. Auf und ab, die 2450 Höhenmeter merkt man schon. Flach geradeaus gibt es so gut wie gar nicht. Die Anstiege sind bis zu 16% hoch. Es war anstrengend. Es machte Spaß! Überall waren die Zuschauer, wild und laut und viele verkleidet. Die Leute hier sind völlig verrückt nach Triathlon. Es kommt wirkliches Tour de France Feeling auf. Eine solche Stimmung habe ich noch bei keinem Triathlon erlebt. 

Nach 5:36 Stunden kam ich zurück zur Wechselzone. Es gibt hier nur eine. Meine Frau Tina hat mir am letzen Anstieg meine Platzierung in meiner Altersklasse zugerufen, Platz 7. Wow, ich war geflasht, wusste aber von der sehr schweren Laufstrecke und war vom Radfahren doch schon ganz schön kaputt.

 

 

Nach dem Wechsel zum Laufen hat mir meine Frau meine Rückstände und mir meine Vorsprünge kurz zugerufen. Wow, zum ersten Mal klappte es mit den Zurufen der Zwischenzeiten ;) 

Nach kurzer Zeit hatte ich einen guten Rhythmus und hoffte ihn durchhalten zu können. Auf den vier harten Laufrunden gab es ebenfalls echte Volksfeststimmung, zig tausend Zuschauer feuerten uns an. Die Laufrunde besteht aus einem langgezogenen Berg und endet wieder unten in der Stadt Tenby. Hier gibt es auch kleine, enge, mittelalterliche Gassen. Und an jeder Ecke wurde mein Name gerufen, einfach fantastisch hier.

Ich konnte mich nach vorne arbeiten auf Platz vier in meiner Altersklasse. Die Jahre vorher gab es vier Hawaii-Slots in meiner Altersklasse 45-49. Aber die letzte Runde musste noch gelaufen werden. Der Rückstand auf Platz drei hielt sich in etwa gleich, ca drei Minuten. Auf Platz fünf hatte ich noch einen Vorsprung von ca. vier Minuten. Das Doofe: mir ging es nicht mehr so gut.  Es war Anfang der letzten Laufrunde. Und ich dachte: „Hey, den anderen muss es ja ähnlich gehen“. Ich wollte diesen vierten Platz unbedingt verteidigen. Ich rannte weiter. Und weiter. Und in der Innenstadt angekommen, huschte ein Lächeln in mein Gesicht,. Ich spürte. Jetzt kann ich es schaffen. Ich lief weiter. Ohne Krampf. Und sah: das Ziel. Ich genoß die einzigartige Atmosphäre und ließ mich auf der Zielgeraden von den Zuschauern feiern. 

 

 

 

 

 

Die Zeiten: ich schaffte den Marathon in 3:26 Stunden mit einer Gesamtzeit von 10:22:44 Stunden. Ich erreichte den vierten Platz in meiner Altersklasse und in der Gesamtwertung den 43. Platz. I faced the dragon! Wow, was für ein Tag!

 

Am nächsten Tag haben wir dann erfahren, dass es in meiner Altersklasse sogar 5 Slots gibt. Wie auch immer, ich nahm den Slot für Hawaii 2019 an. Und wir freuen uns so sehr, 2019 wieder in Kona dabei sein zu dürfen. 

Daneben habe ich noch für meinen Verein Eintracht Frankfurt Triathlon die TriClub-Wertung gewonnen. 

 

 

Tenby - ein wunderschönes Ironman-Rennen, mit den verrücktesten Zuschauern, die ich bisher erlebt habe. Ich kann dieses Rennen wirklich jedem empfehlen, der es mit dem schwierigeren Radkurs aufnehmen möchte. Urlaub machen kann man hier dann auch noch ganz schön.

 

Hey, dragon. I will be back! :)

Foto-Credits: Race-Bilder: Finisherpix  

Tina Löwer

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Kommentare: 2
  • #1

    Jürgen Barthel (Freitag, 14 September 2018 20:11)

    Ein toller Bericht, der Mut zur Teilnahme macht�

  • #2

    Tri-Konfekt (Sonntag, 16 September 2018 00:01)

    Dankeschön, Jürgen! Das freut mich! Hau rein und lass mich gerne wissen, wenn ich Dir für Tenby die Daumen drücken kann! Viele Grüße von Dirk

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